Die Küche der
Philippinen
Die philippinische Küche ist eine Mischung aus exotischen
und uns vertrauten Elementen. So wie die Philippinos selbst eine Mischung aus
malaiischen, chinesischen und spanischen Wurzeln sind, so ist es auch die
philippinische Küche. Und in jüngster Zeit beeinflussen auch anderen Küchen die
philippinische Küche. Diese Einflüsse kommen unter anderen aus Amerika, von den
Japanern und auch aus Deutschland.
Vor etwa 20.000 Jahren wurde durch die Eiszeit der
Meeresspiegel so weit angesenkt, dass Landbrücken zwischen den verschiedene
Inseln entstanden, die eine Besiedelung erst möglich machten. Die Malaiien
waren die ersten Siedler der philippinischen Inseln. Den malaiischen Einfluss
auf die philippinische Küche kann man an einigen ursprünglichen Rezepten sehen
wie z.B. Kare-kare (ein Fleisch- und Gemüseeintopf in einer
Erdnussauce), Pinakbet (ein anderere Fleisch- und Gemüseeintopf der mit
Garnelenpaste gewürzt ist) und Dinuguan (ein Stew aus Schweineblut, das
mit Chili scharf gewürzt ist).
Hier ist eine Übersichtskarte.
Rezepte | Regionale Küchen | Moderne philippinische Küche |
- Nördliches Luzon | ||
- Zentrales Flachland von Luzon | ||
Glossar | - Südliches Tagalog | |
- Bicol | ||
Spezialitäten | - Visayas | |
- Mindanao |
Ausländische Einflüsse
Ab etwa 300 n.C. segelten chinesische Händler erstmals im süd-chinesischen Meer und etwa ab dem Jahr 1000 hatte der Seehandel einen festen Platz eingenommen und die Chinesen hatten Häfen und Kolonien etabliert. Um 1400 hatten die Chinesen auch das philippinische Inland erkundet und wurden selbst langsam Teil der philippinischen Kultur. Heute nennen sich die Philippinos oder Pinoys mit chinesischen Wurzeln selbst Chinoy. Der chinesische Beitrag zur philippinischen Küche verbindet sich vor allem mit den Nudelgerichten, wie Pancit, den gedämpften Teigtaschen Siomai und den Eierpfannkuchen Lumpia, die sowohl frisch als auch frittiert gegessen werden.
Mit der Erkundungsreise von Ferdinand Magellan im Jahr
1521 beginnt eine Periode spanischen Einflusses und der spanische Dominanz für
die nächsten mehr als 300 Jahre. Magellan nam die Inseln im Namen von Spanien
in Besitz und der damalige spanische König Philip nannte sie dann Philippinen.
Ebenfalls im 16.Jahrhundert teilte der Papst
Alexander der VI
die damals bekannte Welt zwischen den beiden damals führenden Kolonialmächten
Spanien und Portugal auf, um die kriegerischen Konflikte zwischen den beiden zu
unterdrücken. Er zeichnete eine senkrechte Linie in der Mitte des Atlantischen
Ozeans (Vertrag
von Tordesillas): Alles was östlich der Linie lag, sollte Portugal gehören
und alles was westlich davon lag, den Spaniern.
Die Linie portugiesischen Einflussen ging vom östlichsten Zipfel Süd-Amerikas – der heute Teil von Brasilien ist über Afrika bis nach Ost-Asien. Spaniens Einfluss sollte vom westlichen Teil Süd-Amerikas, Nord- und Zentral-Amerikabis zu den meisten Ländern die an den Pazifik grenzten einschl. den Philippinen reichen. Historiker sagen, dass Spanien zwar mehr der damals bekannten Länder bekam, aber Portugal erhielt dafür die Kontrolle der wichtigsten Handelswege und Handelszentren, die sich damals etabliert hatten. Diese Teilung der Welt erklärt, warum die Brasilianer heute portugiesisch sprechen, während der Rest Südamerikas spanisch spricht. Obwohl die Philippinen ein Teil Asiens sind, sind viele philippinischen Sprachen und Dialekte mit spanischen Lehnwörtern und Phrasen gespickt.
Der spanische Einfluss auf die philippinische Küche
dominiert. Man sagt, dass ca. 80 % aller philippinischen Gerichte ursprünglich
spanischen Ursprungs sind. Die Spanien führten die Tomate und den Knoblauch in
die Küche ein und auch das Braten der beiden Zutaten mit Zwiebeln in Olivenöl
wurde von ihnen eingebracht.
Eine andere wesentliche Ergänzung der philippinischen Küche durch die Spanier sind die vielen gebackenen Desserts und andere Backwaren, daunter das Pan de Sal (eine knuspriges Brötchen), den Flan (einen Eier-Pudding), Ensaymada (Käse-Brötchen) und viele, viele andere leckere Gerichte. Die meisten wurden direkt von den spanischen Rezepten abgeleitet, aber dem philippinischen Geschmack und den verfügbaren Zutaten angepasst.
Seitdem die Spanier nach Westen segelt mußten, um auch
ihre pazifischen Besitztümer zu bekommen, wurden die Philippinen für mehr als
200 Jahre von Mexiko aus verwaltet. Die Galeonen aus Manila durchpflügten die
Gewässer zwischen Acapulco und Manila, schwer beladen mit Waren und Schätzen
aus Asien und Europa. Daher hat die philippinische Küche auch einen starken
mexikanischen Einfluss wie die Nutzung von Lorbeerblättern und Annatto-Samen
zeigt. Solche Gerichte wie Adobo (geschmortes Schweinefleisch und/oder Hähnchen
in Essig und Sojasauce) und Menudo (ein Schweinefleisch-Leber-Eintopf) die in
beiden Ländern bekannt sind und ihre Wurzeln ohne Zweifel in Spanien haben. Die
Annatto-Samen auch als Atsuete oder Achote ist ein natürliches
Färbemittel, das den Gerichten einen intensiven Orange- bis Rotton
verleiht.Sowohl die Mexikaner wie auch die Filippinos nutzen es extensiv und
die Amerikaner nutzen zum Färben von konservierten Fleisch und Würsten.
Ab 1890 flammte der Spanisch-Amerikanische Krieg auf und die einstmals spanischen Kolonien einschließlich der Philippinen wurden US-Territorium. Mit den Amerikaner hielten dann z.B. die Kartoffeln oder Nudel-Salate, gebackene Obst-Pies und in letzter Zeit Fast-Food wie Hamburger, Pommes Frites oder Pizzas Einzug.
Am stärksten wurde der Einfluss der Amerikaner nach dem 2.Weltkrieg, vor allem durch die massenhafte Einfuhr von Konserven. Eines der Resultate ist der philippinische Fruchtsalat, der eigentlich aus einem amerikanischen Fruchtcocktail aus der Dose besteht, gemischt mit einheimischen, haltbar gemachten süßen Früchten wie buko (junge Kokosnuss), kaong (Palmnüssen) und Stückchen von langka(Jackfrucht), die dem ganzen dann philippinischen Geschmack und Konsistenz geben.
Rindfleisch aus der Dose ist ein anderes Hauptprodukt, das nunmehr in den meisten philippinischen Speisekammern zu finden ist. In den Vereinigten Staaten wird dieses Fleisch meist mit Kartoffelwürfeln gemischt. In den Philippinen wird es mit Zwiebeln und Knoblauch gedünstet und mit Reis gegessen.
Der wichtigste Beitrag der Amerikaner zur philippinischen
Kultur ist aber die englische Sprache. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein
Filippino in einem einheimischen Dialekt wie Tagalog spricht und plötzlich
englische Worte oder Sätze einstreut. Offizielle Verlautbarungen der Regierung
werden ebenfalls in englisch verbreitet, damit man die Barrieren durch die
vielen einheimischen Dialekte durchbrechen kann.
Die jüngsten Einflüsse auf die philippinische Küchen
kommen aus Japan und aus Deutschland. Die Philippinen sind für Touristen aus
Japan und auch Deutschland (Taucher !) ein attraktives Reiseziel und viele
Philippinos gehen als Vertragsarbeiter, beruflich oder aus anderen Gründen in
diese Länder. Durch diesen Austausch gibt es auch einen Austausch der
Koch-Techniken. In den Großstädten der Philippinen sind japanische Restaurants
keine Seltenheit und auch Sushi-Bars, Tempura-Restaurants und Fast-Food Läden
für Reis oder Nudel-Suppen gibt es viele. Viele Hotel-Restaurants haben
traditionelle deutsche Speisen in ihr Angebot aufgenommen. Viele Filippinos
haben herausgefunden, dass in beiden Kulturen die Nutzung von bzw. Würzung mit
Essig, Pfeffer und Salz normal ist. Während in Deutschland die Konservierung
mit Essig, Salz und anderen Gewürzen vor allem der Vorratshaltung im Winter
diente, nutzen die Filippinos die gleichen Zutaten für die Konservierung vor
der tropischen Hitze. So findet man auch eine ähnliche Zubereitung wie für
Sauerkraut beim philippinischen Atsara, das aus zerkleinerten grünem
Papaya besteht, der mit Essig haltbar gemacht wird und als Beilage oder in
Suppen und Eintöpfen gegessen wird.
Ursprünglich war einer der Hauptgründe der Europäer in den Orient zu fahren die Beschaffung von Gewürzen. Heutzutage hat sich sozusagen der Kreis wieder geschlossen, wenn europäische Gerichte mit ebendiesen Gewürzen wieder Einzug in die Küche der Ursprungsländer finden. Im Zeitalter der Globalisierung wird sich dieser kulturelle Austausch noch weiter vertiefen und in der Weiterentwicklung werden die guten Einflüssen assimiliert und dabei natürlich an den philippinischen Geschmack angepasst.
Regionale Einflüsse
Nicht nur die Einflüssen von außen haben der
philippinischen Küche geholfen, sondern auch die geografischen und kulturelle
Vielfalt innerhalb der Philippinen selbst. Es gibt 6 Haupt-Regionen der verschiedenen Küchen auf den
Philippinen:
![]() |
|
Die heutigen Gewohnheiten der Filipinos beim Kochen
und Essen
So wie es Unterschiede in den verschiedenen, historisch gewachsenen, regionalen Küchen gibt, gibt es auch Unterschiede in der modernen Küche der Philippinen. Als Beilagen essen z.B. die Einwohner von Luzon vorzugsweise Reis. Die Visayany auf den Inseln Cebu, Leyte und Samar nutzen dafür sehr viele Mais. Die Leute von Luzon und auch einige der Visayas essen Wurzelgemüse wie Süßkartoffeln, Yams und Cassava nur als Dessert oder als Snack. Würden sie als Hauptbeilage gegessen, würde es den anderen zeigen, dass man arm ist; dagegen sind Cassava oder panggi in Mindanao die normalen Beilagen. Die Bicolanos und Tagalogs von Süd-Luzon, wo viele Kokospalmen wachsen, nutzen natürlich auch die Kokosnuss in ihren Rezepten sehr vielfältig.
Auf den Philippinen gibt es sehr viel verschiedene Arten Chili. Die schärfste und beliebteste Sorte ist die sili labuyo. Trotzdem sie in ganz Philippinen wächst, wird sie nur von den Einwohnern der Insel Bicol und an der Südspitze von Luzon sowie den Muslimen von West-Mindanao in ihrer Küche extensiv genutzt.
DAs beliebteste Fleisch für die meisten Filipinos ist Schweinefleisch. Andere beliebte Fleischsorten sind Rindfleisch und Geflügel. Die Einwohner von Pampanga, sowie die ethnischen Gruppen der Igorots, Bontocs, Ifugaos und Ibanags aus dem nördlichen Luzon mögen Hundefleisch. Die Tagalogs und Pampanguenos essen Frösche als eine Delikatesse, während der Rest der Philippinen sie lieber nicht mal anfasst.
Aufgrund der Lage ist natürlich auch Fisch sehr beliebt und immer verfügbar. Die Visayans bevorzugen Salzwasser-Fische wie Sardinen, Thunfisch, Bonito und Makrelen, die rund um die philippinischen Inseln gefangen werden. Die Tagalogs, Pampanguenos, Ilocanos und Pangasinans bevorzugen Frischwasserfische, die sie in den Flüssen, Seen und Kanälen der Gegend fangen. In Pangasinan und Pamganga gibt es ein System von Fischzüchtern und Aquakulturen wo bangus, mudfish, catfish, Karpfen und Tilapias in künstlich angelegten Teichen sowie Reisfeldern gezüchtet werden.
Die traditionellen Filipinos benutzen nur selten ein Besteck zum Essen, sie essen normalerweise mit den Fingern. Diese „Technik“ nennt sich kamayan und das Wort für „essen“ auf philippinisch heißt kumaln. Zum Essen werden mit den Fingern kleine Reisbällchen geformt und dann wird mit diesen Bällchen auf dem Teller die Zutaten aufgetunkt. Kleine Stückchen Fisch, Fleisch oder Gemüse werden einfach mit in die Reisbällchen gewickelt. Dann werden sie mit dem Finger in den Mund gesteckt und es wird ein bißchen mit dem Daumen nachgeschoben.
Mit dem westlichen Einfluss kam die Benutzung von Gabel, Messer und Löffel auf. Allerdings wird in den Philippinen das Besteck anders genutzt. Hier wird die Gabel in der linken Hand gehalten und der Löffel in der rechten Hand. Mit der Gabel werden die Speise aufgegabelt und festgehalten während man mit dem Löffel kleine Stücke aufnimmt oder auch kleinere Stücke von dem mit der Gabel festgehaltenen Stück abschneidet. Dann wird alles auf den Löffel geschoben und danach wird noch Reis mit der Gabel auf den Löffel gegeben und schließlich alles mit dem Löffel gegessen.
Auf den Philippinen gibt es nicht die übliche Speisefolge bei einem größeren Essen wie im Westen mit Vorspeise, Hauptspeise und Dessert, sondern für ein Menü werden die Speisen wie in Gesamt-Asien üblich nach Geschmack und Konsistenz der Speisen zusammengestellt. Dabei gilt es, süße, saure, bittere und salzige Speisen ausgewogen zusammenzustellen und auch bei den Eigenschaften sollen sich weiche, knusprige, feste Speisen abwechseln. Dabei werden alle Speisen gleichzeitig auf den Tisch gebracht und der Gast entscheidet selbst welche Kombinationen er gerne essen möchte. Es ähnelt so eigentlich mehr einem Büffet nach westlicher Lesart.
Der Mittelpunkt ist natürlich eine große Schüssel mit Reis. Es können verschieden Sorten Reis wie Langkorn- oder auch Rundkornreis sein. Es gibt dutzende wenn nicht hunderte verschiedener Sorten Reis, die alle etwas unterschiedlich schmecken und unterschiedliche Konsistenz im Mund haben. Zusammen mit dem reis wird Fleisch, Fisch oder Gemüse serviert, welche gegrillt, gebraten oder geröstet sein kann und ergibt den knusprigen und bißfesten Anteil. Dies kann auch durch ein paar gebratene Lumpias oder Pfannkuchen erreicht werden. Sowohl das Fleisch als auch die Lumpias werden dann mit etwas salzigem gewürzt, das kann Sojasauce, bagoongs (also Fisch- oder Garnelenpaste) oder orpatts (eine Fischsauce) sein. Die gesalzenen Saucen werden zusätzlich kurz vor dem Essen mit etwas saurem, wie kalamansi, Zitronensaft oder Essig angereichert. Auch eine Suppe wie sini-gang wird in einer Schüssel oder großen Tasse serviert und soll die weiche und seidige Konsistenz in der Speisenfolge ergänzen. Viele Filipinos servieren zusätzlich ein Nudelgericht wie pancit oder Gulasch-ähnliches Gericht wie adobo oder caldereta für einen zusätzlichen pikanten Geschmack.
Mittlerweile legen auch auf den Philippinen viele Leute mehr Wert auf Kalorien und Gesundheit ihrer Gerichte und variieren daher ihre traditionellen Speisen entsprechend.
Kein philippinisches Essen wäre komplett ohne ein Dessert. Dass kann ganz einfach frisches Obst sein, wie Bananen, Mangos, Papayas und Melonen oder Süßigkeiten wie matamis na kamote (Glasierte Süßkartoffeln) und kaong (Palmnüsse). Es können aber auch richtige Desserts wie Flans (Eier-Puddings) und Kekse wie biko oder bibinka sein, die aus Reis und Kokosmilch hergestellt werden. Das Dessert wird nicht zwingend am Ende gegessen, sondern man kann es auch mittendrin genießen, um ein Gegengewicht zu den salzigen, sauren und manchmal bitteren Speisen zu haben.
So ist also die philippinische Küche eine Mixtur aus traditionellen, ursprünglichen Gerichten und der Aufnahme der besten Aspekte der ausländischen Einflüsse. Das philippinische Essen ist würzig aber nicht zu scharf, einfach aber nicht karg, andersartig als die westliche Küche aber nicht zu exotisch, reichlich aber nicht überbordend. Durch die Globalisierung wird sich auch die philippinische Küche in dieser Art und Weise weiter entwickeln und anpassen.